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Berufsunfähigkeit: Warum eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung sinnvoll ist

  • Heidi F.
  • 19. Sept.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Sept.

Fakten & Irrtümer zu IV, privater Vorsorge und dem Schutz deiner Familie in der Schweiz


Frau hilft Mann im Rollstuhl mit Halskrause bei Physiotherapie. Neutrale Farben, Hantel in der Hand, Fitnessgeräte im Hintergrund.

Warum dich das Thema (wirklich) betrifft


Niemand plant, berufsunfähig zu werden aber Krankheit, Unfall oder psychische Belastungen können das Erwerbsleben schneller ausbremsen, als man denkt. Die Folge ist nicht nur ein gesundheitlicher Einschnitt, sondern oft auch ein finanzielles Risiko: Das Einkommen sinkt abrupt, laufende Kosten bleiben. Genau hier entscheidet sich, ob aus einer schwierigen Phase eine existenzielle Krise wird – oder „nur“ eine Etappe, die du mit einem soliden Sicherheitsnetz bewältigst.


Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU/BU) ist dieses Sicherheitsnetz: Sie zahlt eine vereinbarte Rente, wenn du deinen Beruf dauerhaft oder längerfristig nicht mehr ausüben kannst. In der Schweiz ergänzt sie die Leistungen der Invalidenversicherung (IV) und der beruflichen Vorsorge (BVG/Pensionskasse) – und schliesst die berüchtigte Einkommenslücke.


Staatliche IV, BVG und private Absicherung – wer zahlt was?


Gut zu wissen: In der Schweiz greift bei Erwerbsunfähigkeit nicht nur eine Stelle. Es ist ein Zusammenspiel:

  • IV (1. Säule): Grundabsicherung des Staates. Sie richtet sich nach deinem Invaliditätsgrad und ist auf Existenzsicherung ausgelegt, nicht auf deinen bisherigen Lebensstandard.

  • BVG/Pensionskasse (2. Säule): Viele Kassen zahlen bei Erwerbsunfähigkeit eine Invalidenrente und häufig auch die Weiterführung (Befreiung) der Sparbeiträge. Höhe und Bedingungen hängen vom Reglement ab.

  • Private Erwerbsunfähigkeitsversicherung (3. Säule): Schafft planbaren, frei wählbaren Zusatzschutz genau in der Höhe, die du für dich und deine Familie brauchst.


👉Warum das wichtig ist: IV und BVG decken selten 100 % deines bisherigen Nettoeinkommens ab. Die Lücke liegt je nach Einkommen, Familienstatus und Pensionskasse oft zwischen 20 % und 40 %  bei höheren Löhnen sogar mehr. Eine private EU-Rente füllt genau dieses Loch.


Typische Irrtümer – und was wirklich stimmt


Viele Entscheidungen scheitern nicht am Willen, sondern an Mythen. Lass uns die grössten Missverständnisse aus dem Weg räumen.

  • „Die IV reicht schon.“ Die IV ist eine Basis. Sie sichert existenziell, nicht komfortabel. Dein bisheriger Lebensstandard, Hypothek, Kita-Kosten oder Alimente sind damit oft nicht abgedeckt.

  • „Meine Pensionskasse zahlt doch.“ Vielleicht aber wie viel und ab wann steht im Reglement. Manche Kassen leisten erst ab einem bestimmten Invaliditätsgrad, mit Wartezeiten und Maximalrenten. Prüfe das Schwarz auf Weiss.

  • „Ich bin jung und gesund – wozu versichern?“ Statistiken zeigen: Berufsunfähigkeit entsteht häufiger durch Krankheit und psychische Leiden als durch Unfälle. Gerade junge Menschen unterschätzen dieses Risiko.

  • „Taggeld ist dasselbe wie Erwerbsunfähigkeitsrente.“ Nein. Krankentaggeld (sofern vorhanden) zahlt vorübergehend (z. B. 12–24 Monate) einen Lohnersatz. Erwerbsunfähigkeitsrenten sichern die Langfrist-Phase ab.

  • „Wenn ich wieder teilweise arbeiten kann, verliere ich alles.“ Moderne Policen kennen teilweise Erwerbsunfähigkeit und leisten anteilig. Gute Verträge sind flexibel, wenn du (wieder) teilweise einsteigst.


So entsteht deine Einkommenslücke – ein einfaches Beispiel


Nimm an, du verdienst CHF 90’000 brutto. Wird deine Erwerbsfähigkeit deutlich eingeschränkt, erhältst du je nach Fall – abgestufte Leistungen von IV und BVG. In der Praxis landen viele Betroffene deutlich unter dem bisherigen Nettoeinkommen.Fehlen dir pro Monat z. B. CHF 1’500–2’500, entsteht über Jahre ein sechsstelliger Fehlbetrag. Eine EU-Rente von z. B. CHF 2’000 pro Monat kann genau diese Lücke schliessen planbar und steuerlich oft vorteilhaft (3a).


👉Worauf es ankommt: Nicht „irgendeine“ Summe, sondern deine Zahl basierend auf Budget, Fixkosten und Familienplänen.


Checkliste: Passt deine Absicherung?


Listen sind gut entscheidend ist, was du danach damit machst. Diese Punkte führen dich in weniger als einer Stunde zu einem klaren Bild:

  1. Lohn & Budget erfassenWie hoch ist dein monatlicher Bedarf (Miete/Hypothek, Familie, Versicherungen, Sparziele)? Das ist dein „Muss-abgedeckt-sein“-Betrag.

  2. IV- und BVG-Reglement prüfenAb welchem Invaliditätsgrad wird geleistet? Welche Wartezeiten (Karenz)? Wie hoch sind Renten & Maximalleistungen? Gibt es Beitragsbefreiung in der 2. Säule?

  3. Bestehende Policen sichtenKrankentaggeld über Arbeitgeber? Private 3a-/3b-Lösungen? Notgroschen? So erkennst du Doppelungen und Lücken.

  4. Lücke berechnen & EU-Rente festlegenDifferenz zwischen Bedarf und wahrscheinlichen Leistungen = gewünschte monatliche EU-Rente (z. B. CHF 1’500–3’000).

  5. Vertragsdetails vergleichenDefinition Erwerbsunfähigkeit, Berufs- vs. Verweisungsklausel, Teilleistung, Wartefrist (z. B. 3/6/12 Monate), Leistungsdauer (z. B. bis 65/67), Indexierung (Teuerungsausgleich), Prämienbefreiung bei Leistung.


👉Warum diese Reihenfolge? Du planst nicht „von der Prämie her“, sondern vom Bedarf. Erst wenn du weisst, was du absichern willst, macht ein Prämienvergleich Sinn sonst vergleichst du Äpfel mit Birnen.


Die wichtigsten Vertragsbausteine verständlich erklärt


Versicherungssprache kann trocken sein hier die Essenz, in Alltag übersetzt:

  • Definition ErwerbsunfähigkeitGute Verträge knüpfen an medizinische und erwerbliche Kriterien an und berücksichtigen teilweise Einschränkungen (z. B. 40/50/60 % etc.).

  • Berufsschutz / VerweisungIdealerweise wirst du nicht auf einen x-beliebigen anderen Beruf verwiesen, sondern am erlernten/ausgeübten Beruf gemessen. Das schützt Spezialisten besonders.

  • Wartefrist (Karenz)Je länger die Wartefrist (z. B. 12 statt 3 Monate), desto tiefer die Prämie sinnvoll, wenn du Krankentaggeld hast. Ohne Taggeld lieber kürzere Wartefrist.

  • Leistungsdauer & EndalterTypisch bis zum ordentlichen Rentenalter. Achte auf Teuerungsanpassung (Indexierung), damit die Kaufkraft der Rente nicht erodiert.

  • PrämienbefreiungWenn du berufsunfähig wirst, sollte der Vertrag prämienfrei weiterlaufen – sonst frisst die Prämie deine Leistung.

  • NachversicherungsgarantieErlaube dir Erhöhungen ohne erneute Gesundheitsprüfung (z. B. bei Familienzuwachs, Eigenheimkauf, Lohnerhöhung).


Familie im Fokus: So schützt du Partner*in und Kinder


Mit Familie steigen die Fixkosten oft sprunghaft: Miete/Hypothek, Kita/Schule, ÖV/Auto, Freizeit und vielleicht ein Teilzeitpensum beim Partner. Fällt dein Einkommen aus, gerät das System ins Wanken. Eine EU-Rente stabilisiert das Familienbudget, erhält die Wahlfreiheit (z. B. keine überhastete Wohnungsauflösung) und verhindert, dass langfristige Ziele (Ausbildung, Altersvorsorge) geopfert werden.


Tipp aus der Praxis: Plan die Rente in Haushaltsgrössen z. B. „mind. die Wohn- und Kinderkosten abgesichert“. So triffst du Entscheidungen, die sich im Alltag richtig anfühlen.


Krankentaggeld, BU-Rente, 3a/3b – wie spielt das zusammen?


  • Krankentaggeld über den Arbeitgeber deckt die Kurzfrist-Phase (typisch 12–24 Monate).

  • Erwerbsunfähigkeitsrente übernimmt die Langfrist-Phase bis zum Endalter.

  • Säule 3a (gebunden) bietet Steuervorteile, Säule 3b (frei) mehr Flexibilität. Viele Lösungen kombinieren Risikoabsicherung und Sparen – prüfe Kosten/Nutzen transparent.


👉Die Kunst liegt im Orchestrieren: So viel Taggeld, dass die Wartefrist überbrückt wird – und so viel EU-Rente, dass das Netto-Budget langfristig gesichert ist. Nicht mehr, nicht weniger.


Mann mit Blindenstock und Golden Retriever im Park spazierend. Hund schaut glücklich. Hintergrund grüne Bäume und Sonnenschein.

Häufige Fragen – kurz & klar


  • Was kostet das? Die Prämie hängt ab von Alter, Beruf, Gesundheit, Rente, Wartefrist, Endalter. Mit schlauer Wahl der Wartefrist senkst du die Kosten spürbar.

  • Leistet die Police auch bei psychischen Erkrankungen? Achte auf keine pauschalen Ausschlüsse, klare Leistungsdefinitionen und seriöse Reha-Unterstützung.

  • Was, wenn ich wieder teilweise arbeiten kann? Gute Verträge leisten proportional weiter dein Comeback wird nicht „bestraft“.


In 15 Minuten zur persönlichen Zahl: eine Mini-Übung


  1. Fixkosten notieren (Miete/Hypothek, Essen, Krankenkasse, Mobilität, Kinder, Verpflichtungen).

  2. Gesicherte Leistungen schätzen (IV/BVG gemäss Reglement + Taggeld).

  3. Differenz = Wunsch-EU-Rente (z. B. CHF 1’800/Monat).

  4. Wartefrist passend zum Taggeld wählen (z. B. 6–12 Monate).

  5. 2–3 Offerten mit identischen Parametern vergleichen.


Der Effekt: Du kaufst Bedarf, nicht „irgendeine Police“.


Erwerbsunfähigkeit ist kein Randthema sie trifft Menschen mitten im Leben. IV und BVG sind wertvolle Pfeiler, doch sie sichern selten deinen vollen Lebensstandard. Eine private Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist die planbare Brücke über die Einkommenslücke – und damit ein echter Gamechanger für dich und deine Familie.


👉Merke: Erst Bedarf ermitteln, dann Lücke definieren, danach sauber vergleichen mit Blick auf Definitionen, Wartefrist, Endalter, Indexierung und Prämienbefreiung. So wird aus einem „man sollte mal“ ein solider Schutzschild, der hält, wenn du ihn brauchst.



 
 
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